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Statistisches Landesamt erstellt Analyse zu den Ergebnissen der Bundestagswahl 2025 in Rheinland-Pfalz

Die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ist entschieden. Noch in der Wahlnacht hat das Statistische Landesamt in Bad Ems das vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz in einer Statistischen Analyse untersucht. Die Auswertungen und Kommentierungen gehen unter anderem auf das Wahlergebnis der Parteien nach regionalen und sozialstrukturellen Aspekten ein. Zudem werden die Schwerpunktgebiete ausgewählter Parteien, in denen sie überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt haben, sowie die Entwicklung der Wahlbeteiligung und des Briefwahlanteils eingehend analysiert.

Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis wird die CDU mit 30,6 Prozent der gültigen Zweitstimmen in Rheinland-Pfalz stärkste Kraft (plus 5,9 Prozentpunkte). Im Vergleich zum bundesweiten Ergebnis der Unionsparteien fällt ihr Zweitstimmenanteil in Rheinland-Pfalz um zwei Prozentpunkte höher aus. Die drei Parteien der Ampelkoalition müssen zum Teil starke Verluste hinnehmen. So verliert die SPD gegenüber der letzten Bundestagswahl 10,8 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 18,6 Prozent der gültigen Zweitstimmen. Nie zuvor fiel ihr Zweitstimmenanteil bei einer Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz niedriger aus. Geringere Verluste stellen sich bei den GRÜNEN ein. Sie kommen auf 10,4 Prozent der gültigen Zweitstimmen (minus 2,2 Prozentpunkte). Die FDP erzielt in Rheinland-Pfalz 4,6 Prozent der gültigen Zweitstimmen (minus 7,1 Prozentpunkte) und bleibt damit im Land wie im gesamten Bundesgebiet deutlich unter der Marke von fünf Prozent. Auch für sie bedeutet das Ergebnis einen Negativrekord bei Bundestagswahlen in Rheinland-Pfalz. Mit einem Plus von 10,9 Prozentpunkten gewinnt die AfD gegenüber der Bundestagswahl 2021 am stärksten hinzu. Sie kann ihr letztes Ergebnis mehr als verdoppeln und wird mit 20,9 Prozent der gültigen Zweitstimmen zweitstärkste Kraft im Land. Fast verdoppelt hat sich auch der Zweitstimmenanteil der Partei DIE LINKE, die 6,5 Prozent der gültigen Zweitstimmen erhält (plus 3,2 Prozentpunkte). Das BSW, das nach der Europawahl 2024 zum zweiten Mal bei einer überregionalen Wahl in Rheinland-Pfalz antrat, erreicht 4,2 Prozent der gültigen Zweitstimmen. Damit liegt das BSW auf Rang 7 vor den FREIEN WÄHLERN, die auf 2,1 Prozent der gültigen Zweitstimmen kommen (minus 1,5 Prozentpunkte). Die übrigen Parteien vereinigen 2,9 Prozent der gültigen Zweitstimmen auf sich.

In 14 der 15 Wahlkreise des Landes erhält die CDU die meisten Erststimmen. Nur im Wahlkreis Kaiserslautern gelingt es der SPD, die Spitzenposition zu behaupten. Damit hat sich die Verteilung gegenüber 2021 stark zugunsten der CDU verschoben. Vor vier Jahren konnte die SPD noch acht, die CDU hingegen nur sieben Wahlkreise für sich entscheiden.

Die Dominanz der CDU wird auch bei einem Blick auf die höchsten Zweitstimmenanteile in den zwölf kreisfreien Städten und den 24 Landkreisen deutlich. In 30 der 36 Verwaltungsbezirke wird sie stärkste Kraft. Fünfmal liegt die AfD, und einmal liegen die GRÜNEN vorne. Während es den GRÜNEN nach 2021 zum zweiten Mal gelungen ist, in der Landeshauptstadt Mainz die meisten Zweitstimmen für sich zu gewinnen, löst die AfD in allen fünf Verwaltungsbezirken, in denen sie vorn liegt, die SPD als stärkste Partei ab. Unter den fünf Verwaltungsbezirken, in denen die AfD die meisten Zweitstimmen erhält, befinden sich vier kreisfreie Städte (Kaiserslautern, Ludwigshafen, Pirmasens und Zweibrücken) sowie der Landkreis Kusel, in dem seit 1976 die SPD bei allen Bundestagswahlen stärkste Partei wurde. In den 170 Verwaltungseinheiten der Verbandsgemeindeebene – das heißt, in den zwölf kreisfreien Städten, den 29 verbandsfreien Gemeinden und den 129 Verbandsgemeinden – wird die CDU in 152 stärkste Kraft. In 17 Verwaltungseinheiten setzt sich die AfD an die Spitze und einmal liegen die GRÜNEN vorn.

Die Analyse der Schwerpunktgebiete verdeutlicht, dass die CDU vor allem in den ländlichen Gebieten im Nordwesten des Landes sowie in der Eifel und entlang der Mosel überdurchschnittliche Stimmenergebnisse bekommt. In der Verbandsgemeinde Kelberg im Landkreis Vulkaneifel erzielt sie mit 45 Prozent der gültigen Zweitstimmen das stärkste Ergebnis aller Parteien auf der Verbandsgemeindeebene. Sie ist dort zwanzig Prozentpunkte stärker als die SPD in ihrem stärksten Schwerpunktgebiet – der Verbandsgemeinde Loreley, in der sie 25 Prozent der gültigen Zweitstimmen erreicht. Während die Schwerpunktgebiete der GRÜNEN und der Partei DIE LINKE wie schon bei vergangenen Wahlen vor allem in den kreisfreien (Universitäts-)Städten zu finden sind, erzielt die FDP in stark vom Weinbau und Tourismus geprägten Gebieten häufig überdurchschnittliche Ergebnisse. Die FREIEN WÄHLER erzielen ihre besten Ergebnisse in der Eifel sowie im Trierer und im Koblenzer Umland; die AfD in der Westpfalz, in Birkenfeld, in der Vorderpfalz (ohne die Weinstraße) und im nördlichen Teil des Westerwaldes. Das BSW kommt unter anderem in der Westpfalz, im Landkreis Kusel und in Teilen des Westerwaldes zu seinen stärksten Ergebnissen.

Auf der Suche nach möglichen Einflussfaktoren auf das Abstimmungsverhalten der Wählerinnen und Wähler zeigen weiterführende, sogenannte Aggregatdatenanalysen auf der Ebene der Verbandsgemeinden, dass die AfD und die Partei DIE LINKE, die neben der CDU die stärksten Zugewinne bei der Bundestagswahl 2025 in Rheinland-Pfalz verbuchen konnten, – wie schon bei der Europawahl 2024 – vor allem in strukturschwachen Regionen stark abgeschnitten haben. Gleiches gilt für das BSW. Je höher der Anteil Arbeitsloser an der Bevölkerung ist und je mehr Menschen in einem Verwaltungsgebiet auf soziale Mindestsicherungsleistungen angewiesen sind, desto besser fallen die Zweitstimmenergebnisse dieser Parteien aus. Umgekehrt erzielen die CDU und die FDP in diesem Gebieten jeweils schwächere Ergebnisse. Sozioökonomische Aspekte dürften bei der Wahlentscheidung der Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer somit erneut eine wichtige Rolle gespielt haben.

Mit Blick auf die Altersstruktur fällt auf, dass vor allem die Partei DIE LINKE dort hohe Zweitstimmenanteile erzielt, wo viele junge Menschen leben. Der statistische Zusammenhang hat sich gegenüber früheren überregionalen Wahlen in Rheinland-Pfalz bei der Partei DIE LINKE verstärkt, während er bei den GRÜNEN schwächer geworden ist. Gleiches gilt für die beiden Parteien hinsichtlich des statistischen Zusammenhangs zwischen ihrem Zweitstimmenanteil und der Bevölkerungsdichte der Verwaltungseinheiten. Vor allem in den größeren (Universitäts-)Städten konnte DIE LINKE offenbar hinzugewinnen, während die GRÜNEN ihr früheres Wählerinnen- und Wählerpotential weniger stark ausschöpften. Auch die AfD und das BSW haben tendenziell in jenen Gebieten höhere Zweitstimmenanteile, in denen viele Jüngere leben. Demgegenüber fällt das Ergebnis von CDU und FDP umso stärker aus, je mehr ältere Personen in einer Verwaltungseinheit beheimatet sind.

Mit Blick auf die Wahlbeteiligung gilt, dass die AfD, die Partei DIE LINKE und das BSW desto geringere Stimmenergebnisse in den 170 Verwaltungseinheiten des Landes erzielten, je höher die Wahlbeteiligung ausfiel. Insgesamt gaben bei der Bundestagswahl 2025 rund 2,5 Millionen Wahlberechtigte in Rheinland-Pfalz ihre Stimme ab. Das waren 143 800 mehr als vor vier Jahren. Die Wahlbeteiligung lag bei 83 Prozent und damit um 5,8 Prozentpunkte höher als bei der letzten Bundestagswahl. Letztmals wurde in Rheinland-Pfalz bei der Bundestagswahl 1998 eine höhere Beteiligungsrate erreicht (83,9 Prozent).

Die Möglichkeit zur Briefwahl nutzten bei der 21. Wahl des Deutschen Bundestages in Rheinland-Pfalz ca. 1,16 Millionen Wählerinnen und Wähler. Das entspricht einem Anteil von 46,2 Prozent und ist der zweithöchste Briefwahlanteil, der in Rheinland-Pfalz bei einer Bundestagswahl jemals erreicht wurde. Bei der Bundestagswahl 2021, die noch stark im Zeichen der Coronapandemie stand, belief sich der Briefwahlanteil auf 60,9 Prozent.

Die Statistische Analyse zu dem vorläufigen Endergebnis der Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz, die das Statistische Landesamt bereits zum siebten Mal noch in einer Wahlnacht erstellte, steht als kostenfreier Download auf der Internetseite des Statistischen Landesamtes unter https://s.rlp.de/wahlnachtanalyse-2025 zur Verfügung.

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